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von Nico Barbat
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Eines der
zentralen Probleme eines jeden Computer-Besitzers fernab der umstrittenen, aber
den Markt beherrschenden Windows-Welt ist seit jeher die Bearbeitung von
Datenformaten, die durch Microsoft und Konsorten zum zweifelhaften Standard
wurden.
Jeder Textverarbeitung wird vom Entwickler ein eigenständiges
Textformat zugewiesen, das von wirren HEX-Zahlen und abstrusen
Markierungskombinationen charakterisiert ist. Nun steht der Computer-Benutzer,
unabhängig von Betriebssystem, Hardware und Computerwissen, vor dem großen
Dilemma: läßt sich die teure Anschaffung von PC, Windows und Word
vermeiden vermeiden, obwohl scheinbar die gesamte Menschheit Texte im
Word97-Format schreibt (verschlüsselt?) und versendet?
Die Frage
kann verneint werden, denn mit Hilfe von speziellen Programmen lassen sich
Textformate einfach und schnell umformatieren. Eines dieser unabdingbaren Tools
ist Textloader NG, das sich derzeit in der aktuellen Version 1.2 befindet und
seit mehreren Wochen in den Aminet-Download-Charts ganz weit oben steht - zu
Recht, wie sich zeigen wird.
Schon mit der Demoversion aus dem Aminet,
deren einzige Einschränkung die ausgeschaltete Speichermöglichkeit
ist, die nach der Bezahlung der niedrigen Shareware-Gebühr freigeschaltet
wird, lassen sich die Funktionen von "TLNG" eindrucksvoll aufzeigen.
Denn der Name drückt nicht so recht aus, was sich hinter TLNG versteckt.
Der Benutzer erwartet zunächst vermutlich nur die Möglichkeit, Texte
in den Speicher zu laden und anzeigen zu lassen. Tatsächlich aber kommen
zwei wichtige Komponenten zum Vorschein: zum einen ein Text-Konverter, zum
anderen ein Text-Editor.
Der Konverter versteht sich von selbst als der
eigentliche Kern von Textloader NG. Hier werden mit Hilfe von Filterfunktionen
die geladenen Texte Zeichen für Zeichen übersetzt, d.h. das Format des
jeweils geladenen Textes wird in ein gut lesbares Textformat umgewandelt
(konvertiert). Damit wird prinzipiell jeder beliebige Dokumenttyp für den
Amiga zugänglich gemacht, gleichgültig, welche Textverarbeitung für
die Erstellung verwendet wurde. Grundsätzlich werden bei diesem Vorgang
Steuerbefehle, z.B. für Absätze oder Schriftformatierungen, die aus
nicht lesbaren HEX-Werten oder nur eingeschränkt lesbaren
Markierungsbefehlen bestehen, aus dem Text eliminiert. Als ob dieses Problem
nicht schon groß genug wäre, verwenden viele Textverarbeitungen noch
unterschiedliche interne HEX-Belegungen oder Formatierungsbeschreibungen, z.B. "WTXT"
als Markierung für Zeilenumbrüche in Wordworth-Dokumenten oder "\par"
als Markierung für einen Paragraphen in rtf-Texten. Wegen der
unterschiedlichen Belegungen muß jedes Zeichen einzeln übersetzt
werden, so daß der Konvertierungsvorgang sehr rechenintensiv ist und
gerade Benutzern von langsamen Rechnern einiges an Geduld abverlangt.
Das
Ergebnis kann sich allerdings im Unterschied zu anderen Produkten mit ähnlicher
Zielsetzung sehen lassen. Daß nicht alle Formatierungszeichen erkannt und
konvertiert werden können, ist klar und nur zu verständlich, wenn man
einen Blick auf die gängigen Textverarbeitungen auf anderen
Betriebssystemen wirft, die ihrerseits Probleme bei der Konvertierung fremder
Textformate haben. Ein Beispiel anhand eines Textes im Format "rtf"
(rich text format): Microsoft Word 97 erkennt weder von Wordworth 7 noch von
Lotus Word Pro abgespeicherten rtf-Dokumente. Word Pro hingegen hat mit
Wordworth-rtf-Dokumenten keine Probleme, kann jedoch nicht von Word 97
konvertieren. Wordworth schließlich nimmt überraschenderweise alle Hürden
im Umgang mit fremden rtf-Texten. Nur soviel sei zu den "einheitlichen"
Textformaten gesagt.
Ein ähnliches Problem hat daher auch
Textloader NG. Theoretisch lassen sich (mit einigen Vorbehalten und Einschränkungen)
unter anderem folgende Formate konvertieren: MS Word 2-8 (Mac/Win/DOS),
WordPerfect 5.x, MS Works, WordStar, Amiga Writer 1.2, Final Writer 5 & 97,
Wordworth 5-7, ProText 5-6 und natürlich ANSI und RTF. In der Praxis treten
aber an einigen Stellen unumgängliche Fehler auf, denn Stolpersteine gibt
es genug: nicht vorgesehene oder fehlerhafte Markierungen, Formatierungen von
Farben, Schriften und Absätzen, geschweige denn komplexe Tabellen, usw.
Damit
aber auch solche Formatierungselemente gelöscht oder anders bearbeitet
werden können, wurde in Textloader NG eine zweite wichtige Komponente
integriert: ein Text-Editor, der zwar nicht den komplexen Umfang und Komfort von
Cygnus Editor oder GoldED besitzt, den Vergleich mit anderen Editoren aber nicht
zu scheuen braucht.
Die konvertierten oder auch nur editierten Texte können
im ASCII-, FTXT- oder HTML-Format abgespeichert werden und stehen so für
die Weiterverarbeitung zur Verfügung. Auch eine Verschlüsselung der
Dokumente ist möglich.
Da auch die Einarbeit in Textloader NG
nicht lange dauert (eine Toolbox enthält alle wichtigen Befehle auf einen
Blick) ist dieses Programm für jeden, der des öfteren Amiga-untypische
Dokumente lesen muß, empfehlenswert, obwohl in zukunft noch einige Schwächen
auskuriert werden müßten.
Systemanforderungen:
68020,
4Mb RAM, Festplatte; empfohlen: 68040 oder PPC, 6Mb RAM
Preis:
DM 15,- (Shareware)
Kontakt:
Jochen Grus
jochen.grus@rhein-main.net
http://www.nextron.ch/~force/
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